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Künstler trotzen dem Virus in der Enklave
Rheinpfalz, 2.5.2020
Kultur regional
Bericht von Brigitte Schmalenberg
Warten im Garten auf bessere Zeiten: Herrenhaus-Herrin Barbara Stahl (links), Yevgeniy Breyger und seine Frau Angerona Ambrasaité mit Desirée Eppele (rechts). Foto: Konrad Stahl
Das Coronavirus hat auch die lebendige Kulturszene der Südpfalz in die Knie gezwungen. Konzerte, Lesungen und Museumsbesuche gibt’s höchstens im virtuellen Livestream. Alle hocken in den eigenen vier Wänden. Wirklich alle?
Im Herrenhaus in Edenkoben sind die Stipendiaten geblieben und pflegen mit ihren Gastgebern – natürlich unter den gebotenen Verhaltensregeln – einen munteren Austausch in Sachen Malerei und Literatur.
Fast könnte das traumhaft schöne Wetter über den alptraumhaften Ernst der Lage hinwegtäuschen. Zumal im Herrenhaus Edenkoben – einem Mekka für junge Literatur-, Musik- und Bildende Kunst-Stipendiaten, die hier jeweils im Dreiklang ihrer Kunstrichtungen für ein halbes Jahr leben dürfen, ohnehin paradiesische Zustände herrschen.
Die ehemalige Weberei, die von ihren heutigen Besitzern Konrad und Barbara Stahl der Kunst und dem Leben mit den Künstlern gewidmet wurde, liegt mit ihrem idyllischen Garten mitten in den Weinbergen. Hier fühlt man sich trotz Ausgangsbeschränkungen nicht eingesperrt, Geist, Seele und Lunge können durchatmen. So haben sich die deutsche Malerin Desirée Eppele (Karlsruhe), der ukrainische Schriftsteller Yevgeniy Breyger (Frankfurt) und der griechische Komponist Stylianos Dimou, die hier im Januar als Stipendiaten einzogen, dazu entschlossen, der Coronakrise in ihrer Südpfälzer Enklave zu trotzen und bis Ende Juni zu bleiben.
Jeder hat hier eine eigene Wohnung und ist Selbstversorger, alle drei aber bilden gemeinsam mit den Gastgebern eine Schicksalsgemeinschaft, die unter strenger Einhaltung der gebotenen Abstandsregeln rege weitergepflegt wird. Man trifft sich im geräumigen Ausstellungssaal oder im weitläufigen Garten und tauscht sich über den Fortschritt der künstlerischen Arbeiten aus. Wobei das unsichtbare Virus schon unerwartete Regieeinfälle beisteuerte. So ist der griechische Musiker, der zur Geburt seines ersten Kindes in die Heimat geflogen ist, wegen des weltweiten Shutdowns nicht mehr über die Grenze nach Deutschland zurückgekommen. Die Fehlzeit darf er – sobald es die Umstände erlauben – in der Gastwohnung anhängen.
Umgekehrt hat Angerona Ambrasaitė, die Frau des Literaten, gerade noch einen Flug aus ihrer Heimat Israel erwischt, um die Weltstillstandszeit bei ihrem Mann in Edenkoben zu verbringen. Breyger hat sich der Öffentlichkeit mit einer Lesung schon vor Corona vorgestellt. Desirée Eppele wird ihre kraftvollen Gemälde und Installationen auf jeden Fall als komplette Ausstellung trotz Corona präsentieren. Bis zur Vernissage am 24. Mai, so die Hoffnung der Veranstalter, werden sich geeignete Möglichkeiten einer allen Sicherheitsrichtlinien gerecht werdenden Besucherlenkung finden. Als Alternative zum Live-Erlebnis könnte die Werkshow aber auch für im Internet gezeigt werden.
Termine stehen in den Sternen
Andere Veranstaltungen des ersten Halbjahres musste aber auch das Herrenhaus den aktuellen Umständen opfern. Darunter fiel schon ein SWR 2-Konzert im April und nun auch die Lesung mit Christian Schulteisz am 17. Mai. An die Ponto-Schreibwerkstatt im Juni ist ebenfalls nicht zu denken. Hier wird an internetfähigen Lösungen gearbeitet.
Auch die Termine des zweiten Halbjahrs stehen noch in den Sternen. Werden neue Stipendiaten einziehen können? Werden Konzerte möglich sein? Werden die Sponsoren ihre Zuwendungen beibehalten können? Wird die finanzielle Lage zu schultern sein? „Wir müssen die Dinge Schritt für Schritt auf uns zukommen lassen“, meint Barbara Stahl, sich der großen Herausforderung und Verantwortung bewusst.
Leere im Künstlerhaus
Und wie hat das Künstlerhaus als Stiftung des Landes Rheinland-Pfalz gleich nebenan die Corona-Situation angepackt? Auch hier tummeln sich normalerweise ja Stipendiaten und der Veranstaltungskalender ist dicht bestückt. Momentan allerdings herrscht gähnende Leere. Der Künstlerische Leiter Hans Thill und Sekretärin Jutta Schmitt halten wechselweise die einsame Stellung.
„Das Kultusministerium gab die Weisung aus, alle Stipendiaten heimzuschicken,“ erklärt Schmitt. Obwohl hier jeder eine eigene Wohnung habe, schätzte man die Gefahr einer Einschleppung des Coronavirus durch eventuelle Nichteinhaltung des Social Distancing als zu groß ein. Die Schriftstellerinnen Cordula Simon und Vreda Marschner sind deshalb am 21. März abgereist. Ihre Stipendiatenzeit war ohnehin fast zu Ende. Der Autor Wilfried Happel und der Bildhauer Nándor Angstenberger wären eigentlich noch bis Ende Juni als Gäste geblieben, wurden aber ebenfalls herauskomplimentiert. Happel, der seine Berliner Wohnung untervermietet hat, musste sich in Edenkoben sogar eine neue Bleibe suchen ...
Stipendien teilweise verschoben
Der Schriftsteller Matthias Traxler wäre am 1. April im Künstlerhaus eingezogen. Sein komplettes Stipendium wurde auf nächstes Jahr verschoben, die anderen dürfen die fehlende Zeit ebenfalls nachholen.
Auch die Veranstaltungen, die coronabedingt ausfallen mussten und müssen, will das Künstlerhaus nach 2021 retten. Mit dem Gitarrenfestival ist das – sogar mit Zusagen der gleichen Interpreten – schon gelungen. Und die Poesie der Nachbarn, die sich im Juni um das Gastland Israel gedreht hätte, ist auch schon in hoffentlich bessere Zeiten hinübergerettet.