- 2.12. AUSSTELLUNG
- 25.11. KONZERT
- 22.10. LIEDERABEND
- 20 JAHRE KUNST
- 28.9. KONZERT
- 27.8. LESUNG
- 27.8. STIPENDIATEN
Lesung
Nina Bußmann
„Der Mantel der Erde ist heiß und teilweise geschmolzen“
Roman
Sonntag, den 27. August 2017, 17 Uhr
Die 1980 geborene Schriftstellerin Nina Bußmann gewann 2011 beim Klagenfurter Bachmannpreis-Wettlesen den 3sat-Preis. Vorgetragen hatte sie eine Passage aus ihrem hoch gelobten Debütroman „Große Ferien“ , den sie bei der Schreibwerkstatt 2010 im Herrenhaus Edenkoben vorgestellt hatte und der zwei Jahre später im Suhrkamp Verlag erschien. Im selben Jahr war sie Stipendiatin im Herrenhaus Edenkoben.
…„Fünf Jahre hat Nina Bußmann sich nun für ihr zweites Buch, das ja angeblich stets das schwierigste ist, Zeit gelassen: „Der Mantel der Erde ist heiß und teilweise geschmolzen“ ist ein ambitionierter Roman, der auf einer Abenteuer-Handlungsoberfläche buchstäblich in tiefere Dimensionen vorstößt.“
Er wurde ausgezeichnet als „Buch der Woche“ im SWR 12.06.2017
Weiter aus der Rezension von Christoph Schröder im SWR:
„Als die Ich-Erzählerin erfährt, dass ihre Freundin Nelly, die als Seismologin in Nicaragua Feldforschung betrieben hat, an einem wolkenlosen Tag in einem Privatflugzeug vom Radar verschwunden ist, macht sie sich auf den Weg nach Mittelamerika. Mit ihren Nachforschungen beginnt sie dort, wo Nelly sich zuletzt aufgehalten hat. Sie übernimmt das Zimmer der Freundin, studiert deren Aufzeichnungen und beginnt, im Gespräch mit den Menschen vor Ort Nellys Lebensgewohnheiten zu rekonstruieren.
Ganz bewusst werden unsere Erwartungen an einen Reise- oder Abenteuerroman konterkariert: Wo der Forschende und Suchende in einer konventionellen Geschichte mit zunehmender Dauer an Erkenntnis über das unbekannte Terrain und damit an Souveränität über sich selbst gewinnt, geraten bei Nina Bußmann alle Sicherheiten ins Wanken. Sehr lesenswert………
„Wer verschwindet, will gesucht werden.“ Ist das die Wahrheit?Nelly ist verschwunden – spurlos, wie man spontan hinzufügen würde. Doch das stimmt gar nicht. Denn jeder Mensch hinterlässt Spuren. Und überhaupt: „Wer verschwindet, will gesucht werden.“ Ist das die Wahrheit? Oder nur eine psychologische Hilfskonstruktion, an die die Ich-Erzählerin sich klammert? Sie macht sich jedenfalls auf die Suche. Nelly war ihre Freundin…….
Die Ich-Erzählerin droht die Orientierung zu verlieren„Der Mantel der Erde ist heiß und teilweise geschmolzen“ ist ein ungemein klug gedachtes und komplex gebautes Buch. In ihren langen, hypotaktisch mäandernden Sätzen folgt Nina Bußmann dem Bewusstseinsstrom ihrer Protagonistin. Die nicht-chronologische Anordnung der Kapitel, die scheinbar unchoreographierte Abfolge von Gegenwartserfahrungen, wissenschaftlichen Zitaten, Erinnerungen und Reflexionen wiederum spiegelt die Konfusion des Ichs. Diese Konfusion ist nicht nur ausgelöst durch den Tod der Freundin; sie ist umfassender und greift tiefer.
Denn sukzessive wird deutlich, dass die Erzählerin selbst sich in einer Krise befindet; dass die Reise nach Nicaragua in Wahrheit auch eine Flucht ist vor den gescheiterten Ambitionen in Deutschland, wo sich sowohl das Privatleben als auch die berufliche Zukunft in einem Zustand höchster Fragilität befunden haben.“……
Und im Deutschlandfunk beginnt Miriam Zeh ihre Rezension:
„Den Flugzeugabsturz ihrer Freundin Nelly hält die Ich-Erzählerin für inszeniert. Wer verschwindet, will gesucht werden, ist sie überzeugt. Doch was nutzen Überzeugungen, wenn sich die Wahrheit nicht ergründen lässt? Nina Bußmanns Roman "Der Mantel der Erde ist heiß und teilweise geschmolzen" handelt nicht zuletzt von der kurzen Reichweite der Rationalität.“
Und endet:
„Nina Bußmann schreibt mit "Der Mantel der Erde ist heiß und teilweise geschmolzen" nicht jenen neuen deutschsprachigen Campus-Roman, den der Feuilleton-Redakteur Jan Wiele vor wenigen Wochen in der FAZ noch so schmerzlich vermisst hat. Sie schreibt auch keinen Kriminalroman über ein verschollenes Flugzeug und kein Psychogramm einer ambivalenten Frauenfreundschaft. Nina Bußmann schreibt etwas viel Anstrengenderes, aber auch etwas viel Größeres. Sie schreibt einen Roman darüber, wie die Kontingenz in ein geordnetes Weltbild und in das sukzessive Erzählen hereinbricht. Das kann man mühselig finden. Aber wenn man die Unsicherheit aushält und seiner Neugierde freilässt, dann kann das Ganze auch ein intellektueller Spaß sein.“
Bitte beachten Sie: Im Anschluss an die Lesung findet um 19.00 Uhr die Stipendiatenvorstellung statt.
Er wurde ausgezeichnet als „Buch der Woche“ im SWR 12.06.2017
Weiter aus der Rezension von Christoph Schröder im SWR:
„Als die Ich-Erzählerin erfährt, dass ihre Freundin Nelly, die als Seismologin in Nicaragua Feldforschung betrieben hat, an einem wolkenlosen Tag in einem Privatflugzeug vom Radar verschwunden ist, macht sie sich auf den Weg nach Mittelamerika. Mit ihren Nachforschungen beginnt sie dort, wo Nelly sich zuletzt aufgehalten hat. Sie übernimmt das Zimmer der Freundin, studiert deren Aufzeichnungen und beginnt, im Gespräch mit den Menschen vor Ort Nellys Lebensgewohnheiten zu rekonstruieren.
Ganz bewusst werden unsere Erwartungen an einen Reise- oder Abenteuerroman konterkariert: Wo der Forschende und Suchende in einer konventionellen Geschichte mit zunehmender Dauer an Erkenntnis über das unbekannte Terrain und damit an Souveränität über sich selbst gewinnt, geraten bei Nina Bußmann alle Sicherheiten ins Wanken. Sehr lesenswert………
„Wer verschwindet, will gesucht werden.“ Ist das die Wahrheit?Nelly ist verschwunden – spurlos, wie man spontan hinzufügen würde. Doch das stimmt gar nicht. Denn jeder Mensch hinterlässt Spuren. Und überhaupt: „Wer verschwindet, will gesucht werden.“ Ist das die Wahrheit? Oder nur eine psychologische Hilfskonstruktion, an die die Ich-Erzählerin sich klammert? Sie macht sich jedenfalls auf die Suche. Nelly war ihre Freundin…….
Die Ich-Erzählerin droht die Orientierung zu verlieren„Der Mantel der Erde ist heiß und teilweise geschmolzen“ ist ein ungemein klug gedachtes und komplex gebautes Buch. In ihren langen, hypotaktisch mäandernden Sätzen folgt Nina Bußmann dem Bewusstseinsstrom ihrer Protagonistin. Die nicht-chronologische Anordnung der Kapitel, die scheinbar unchoreographierte Abfolge von Gegenwartserfahrungen, wissenschaftlichen Zitaten, Erinnerungen und Reflexionen wiederum spiegelt die Konfusion des Ichs. Diese Konfusion ist nicht nur ausgelöst durch den Tod der Freundin; sie ist umfassender und greift tiefer.
Denn sukzessive wird deutlich, dass die Erzählerin selbst sich in einer Krise befindet; dass die Reise nach Nicaragua in Wahrheit auch eine Flucht ist vor den gescheiterten Ambitionen in Deutschland, wo sich sowohl das Privatleben als auch die berufliche Zukunft in einem Zustand höchster Fragilität befunden haben.“……
Und im Deutschlandfunk beginnt Miriam Zeh ihre Rezension:
„Den Flugzeugabsturz ihrer Freundin Nelly hält die Ich-Erzählerin für inszeniert. Wer verschwindet, will gesucht werden, ist sie überzeugt. Doch was nutzen Überzeugungen, wenn sich die Wahrheit nicht ergründen lässt? Nina Bußmanns Roman "Der Mantel der Erde ist heiß und teilweise geschmolzen" handelt nicht zuletzt von der kurzen Reichweite der Rationalität.“
Und endet:
„Nina Bußmann schreibt mit "Der Mantel der Erde ist heiß und teilweise geschmolzen" nicht jenen neuen deutschsprachigen Campus-Roman, den der Feuilleton-Redakteur Jan Wiele vor wenigen Wochen in der FAZ noch so schmerzlich vermisst hat. Sie schreibt auch keinen Kriminalroman über ein verschollenes Flugzeug und kein Psychogramm einer ambivalenten Frauenfreundschaft. Nina Bußmann schreibt etwas viel Anstrengenderes, aber auch etwas viel Größeres. Sie schreibt einen Roman darüber, wie die Kontingenz in ein geordnetes Weltbild und in das sukzessive Erzählen hereinbricht. Das kann man mühselig finden. Aber wenn man die Unsicherheit aushält und seiner Neugierde freilässt, dann kann das Ganze auch ein intellektueller Spaß sein.“
Bitte beachten Sie: Im Anschluss an die Lesung findet um 19.00 Uhr die Stipendiatenvorstellung statt.
© Heike Steinweg, Suhrkamp Verlag
Eintritt: 7 €
ermäßigt: 5 €
(Mitglieder Freundeskreis, Schüler, Studenten und mit Behindertenausweis)