- 19.12. KONZERT
- 16.11. AUSSTELLUNG
- 30.10. KONZERT
- 19.10. LESUNG
- 6.9. STIPENDIATEN
- 6.9. Konzert
- 2.8. Literaturfest
Kleines Literaturfest zum 60. Geburtstag von Arnold Stadler
mit:
Arnold Stadler, Andreas Maier und Reinhard Kaiser-Mühlecker
Samstag, den 2. August 2014, 18 Uhr
Aus Bewunderung für den Autor Arnold Stadler und aus Dankbarkeit gegen ihn, der als langjähriger Juror das Profil des Herrenhauses im Bereich der Literatur über viele Jahre wesentlich mitgeprägt hat, nehmen wir seinen 60. Geburtstag zum Anlaß für ein kleines Literaturfest.
Er will seine Lesung mit Passagen aus „Feuerland“ beginnen, die er 1990 in Edenkoben geschrieben hat. Es folgen weitere Passagen aus „Einmal auf der Welt. Und dann so“.
Andreas Maier über Arnold Stadler:
...„Vor der Denk- oder sagen wir sogar: Lebensbewegung, die ich sehe, wenn ich Stadler und sein Werk betrachte, stehe ich, behutsam gesagt, mit großer Achtung. Ich sehe darin so etwas wie eine aufrichtige Selbsterkenntnis, gepaart mit einer ebenso aufrichtigen (man könnte auch sagen, wahren) Selbstverhüllung, die sich aus der Erkenntnis speist, dass bloße Selbstenthüllung im Regelfall etwas absolut Vorschnelles ist, sagen wir, eine Art Wahrheitskitsch, an den man schnell selbst nicht mehr glaubt. Der Kipp-Punkt zwischen diesen beiden Polen ist Stadlers Erkenntnisbereich. Stadler hält die Wunde immer offen. Und er macht ein Lebensbild daraus: Es tut weh, also bin ich.
Stadler hat es geschafft, innerhalb seines Werkes gewisse Worte so zu seinen eigenen zu machen (vergleichbar zuletzt vielleicht mit Gottfried Benn, der hatte auch seine eigenen Worte, und wie), dass es viel Platz brauchte, diese Begriffe im Stadlerschen Sinn zu explizieren. Vor allem natürlich das Wort Sehnsucht."
Andreas Maier und Reinhard Kaiser-Mühlecker sind beide Autoren, denen Stadlers frühe Wertschätzung und Förderung ihrer literarischen Begabung sehr geholfen hat und bis heute viel bedeutet. Beide sind längst selbst bekannte, hoch geschätzte und vielfach preisgekrönte Autoren.
Andreas Maier liest aus seinem neuesten Roman „Die Straße“.
Mit diesem Roman setzt er konsequent fort, was er in den Romanen „Das Zimmer“ und „Das Haus“ begonnen hat. Seine Sprache erschafft Kindheitsräume, in denen ein Weltbild, eine ganze Welt entsteht. Sein literarisches Großprojekt Ortsumgehung – das ist eine auf elf Bände angelegte Verteidigung der Provinz, denn die ist, so Andreas Maier, »die universalste Welt, die man sich denken kann«. Die Straße ist der logische Anschluss an Das Zimmer und Das Haus; in konzentrischen Kreisen dringt Maier allmählich in die Tiefenschichten dessen vor, was ›Heimat‹ oder ›Herkunft‹ zu nennen allzu gemütlich klänge... Andreas Maier bietet keine schlichte Erinnerungsprosa nach der Es-war-einmal-Melodie, sondern ein kompliziertes, rekonstruierendes Durchdringen der Dinge.« , (Jörg Magenau, Süddeutsche Zeitung)
Reinhard Kaiser-Mühlecker hat bei seiner letzten Lesung im Herrenhaus aus seiner Familiensaga „Roter Flieder“ gelesen. Diesmal wird er aus dem Roman „Schwarzer Flieder“ lesen, der das Epos der Familie des alten Goldberger in der dritten Generation mit großer Konsequenz zu Ende erzählt.
Ferdinand Goldberger hat den Hof seiner Familie verlassen und ist nach Wien gegangen, aber das erhoffte Liebesglück erweist sich als Illusion, als seine Verlobte sich das Leben nimmt. Er geht nach Bolivien, auf den Spuren seines Vaters, der in Südamerika nur den Tod gefunden hatte. Als er sich gerade in der Fremde eingerichtet hat, wird er zurückgerufen. Ferdinand übernimmt den Hof mit dem Plan, ihn zu zerstören, nichts übrig zu lassen von dem, was seine Familie ausgelöscht hat.
"Kaiser-Mühlecker erforscht den Zusammenhang von Landschaft und Mentalität (... ) Das macht ihn so einzigartig in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur. (...) ein großartiger, ästhetisch selbstbewusster (...) ein zutiefst österreichischer Schriftsteller." (Christoph Schröder, Die Zeit)
„Es ist eine Genugtuung, die Geschichten zu schreiben, die mir in meiner Kindheit nie erzählt wurden“, sagt Kaiser-Mühlecker in einem Gespräch zu Arnold Stadler, eine Weile, nachdem er ihn gefragt hat, warum er schreibe.
Arnold Stadler wurde 1954 in Meßkirch geboren. Er studierte katholische Theologie in München, Rom und Freiburg, anschließend Literatur-wissenschaft in Freiburg, Bonn und Köln. Er lebt seit 2000 in Sallahn/Wendland und vom ersten Tag an in seinem Elternhaus, einem Bauernhof aus dem 18. Jahrhundert, in Rast über Meßkirch.
Werke (Auswahl)
Kein Herz und keine Seele. Man muss es singen können, Gedichte, Erker-Verlag, St. Gallen 1986
Das Buch der Psalmen und die deutschsprachige Lyrik des 20. Jahrhunderts. Zu den Psalmen im Werk Bertolt Brechts und Paul Celans (= Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Phil. Fak. der Univ. Köln, vorgelegt von A. Stadler 1986), Böhlau Verlag, Köln, Wien 1989
Ich war einmal, Roman, Residenz, Salzburg 1989
Feuerland, Roman, Residenz, Salzburg 1992
Mein Hund, meine Sau, mein Leben, Roman, Residenz, Salzburg 1994
Warum toben die Heiden und andere Psalmen, Residenz, Salzburg 1995
Gedichte aufs Land, mit Offsetlithografien von Hildegard Pütz, Eremiten-Presse, Düsseldorf 1995
Der Tod und ich, wir zwei, Residenz, Salzburg 1996
Johann Peter Hebels Unvergänglichkeit, Mayer, Berlin/Stuttgart 1997
Ausflug nach Afrika. Eine Wintergeschichte, Edition Isele, Eggingen 1997
Volubilis oder Meine Reisen ans Ende der Welt, Erzählungen, Edition Isele, Eggingen 1999
Ein hinreissender Schrotthändler, Roman, DuMont, Köln 1999,
Taschenbuch: Goldmann, München 2001
Die Menschen lügen. Alle. Und andere Psalmen, Insel, Frankfurt a.M. 1999
Erbarmen mit dem Seziermesser, Essays, DuMont, Köln 2000
Tohuwabohu. Heiliges und Profanes, gelesen und wiedergelesen von Arnold Stadler nach dem 11. September 2001, Anthologie, DuMont, Köln 2002
Sehnsucht. Versuch über das erste Mal, Roman, DuMont, Köln 2002
Eines Tages, vielleicht auch nachts, Roman, Jung und Jung, Salzburg, Wien 2003
Mein Stifter. Porträt eines Selbstmörders in spe, DuMont, Köln 2005
Komm, gehen wir. Roman, S. Fischer, Frankfurt a. M. 2007
Salvatore. S. Fischer, Frankfurt a. M. 2008
Träumen vom Fliegen, mit dem Fotokünstler Jan von Holleben, Hoffmann und Campe, Hamburg 2008
Einmal auf der Welt. Und dann so. Roman (kompilierte, überarbeitete und erweiterte Fassung der Romane Ich war einmal, Feuerland und Mein Hund, meine Sau, mein Leben), S. Fischer, Frankfurt a. M. 2009
New York machen wir das nächste Mal. Geschichten aus dem Zweistromland, S. Fischer, Frankfurt a. M. 2011
Auf dem Weg nach Winterreute: Ein Ausflug in die Welt des Malers Jakob Bräckle. Jung und Jung, Salzburg, Wien 2012
Da steht ein großes JA vor mir. Zu einer Arbeit von Margaret Marquardt. Jung und Jung, Salzburg 2013
Bilder als Partituren des Lebens: Ein Ausflug in die Welt des Malers Jakob Bräckle. Eine Vergegenwärtigung. Steiner, Stuttgart 2013.
Preise und Auszeichnungen:
1989 Literaturpreis der Jürgen Ponto-Stiftung für Ich war einmal; 1990 Stipendium Künstlerhaus Edenkoben; 1993 Reinhold-Schneider-Preis der Stadt Freiburg (Förderpreis); 1994 Hermann-Hesse-Preis – Förderpreis für Feuerland; 1995 Nicolas-Born-Preis für Lyrik der Hubert-Burda-Stiftung; 1996 Thaddäus-Troll-Preis; 1996 Kulturpreis „Der Feldweg“ von der Museumsgesellschaft Wald; 1997 Märkisches Stipendium für Literatur;1998 Marie-Luise-Kaschnitz-Preis; 1998/1999 Stadtschreiber von Bergen-Enkheim; 1999 Alemannischer Literaturpreis; 1999 Georg-Büchner-Preis, für seine autobiographisch gefärbten Romane; 2000 Stipendium Künstlerhof Schreyahn; 2002 Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg; 2004 Stefan-Andres-Preis; 2004/2005 Stipendiat des Internationalen Künstlerhauses Villa Concordia in Bamberg; 2006 Ehrendoktorwürde der Freien Universität Berlin (FB Geschichts- und Kulturwissenschaften, Seminar für Katholische Theologie); 2009 Kleist-Preis; 2010 Johann-Peter-Hebel-Preis; 2012 Kulturpreis des Dreiländerkreises Sigmaringen
© E. Howey
Andreas Maier wurde 1967 im hessischen Bad Nauheim geboren. Er studierte Altphilologie, Germanistik und Philosophie in Frankfurt am Main und ist Doktor der Philosophie im Bereich Germanistik. Er lebte wechselweise in der Wetterau und in Südtirol. Andreas Maier wohnt in Frankfurt am Main und in Hamburg. Er ist häufiger Gast im Herrenhaus.
Werke
Wäldchestag. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2000
Klausen. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2002
Die Verführung. Die Prosa Thomas Bernhards. Wallstein Verlag, Göttingen 2004
Kirillow. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2005
Bullau. Versuch über Natur (mit Christine Büchner). Heinrich & Hahn Verlagsgesellschaft, Frankfurt am Main 2006
Ich. Frankfurter Poetikvorlesungen. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2006
Sanssouci. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2009
Onkel J.: Heimatkunde. Suhrkamp Verlag, Berlin 2010
Das Zimmer. Suhrkamp Verlag, Berlin 2010
Das Haus. Suhrkamp Verlag, Berlin 2011
Die Straße. Suhrkamp Verlag, Berlin 2013
Preise
Franz-Hessel-Preis 2012; Georg-Christoph-Lichtenberg-Preis 2011; Wilhelm-Raabe-Literaturpreis 2010; Hugo-Ball-Preis 2010;
Robert-Gernhardt-Preis 2009; Villa Massimo-Stipendium 2006;
Mindener Candide-Preis 2004; Clemens-Brentano-Preis der Stadt Heidelberg 2003; Stipendium Künstlerhof Schreyahn 2003; Wetterauer Kulturpreis 2001; Ernst-Willner-Preis 2000; Literaturförderpreis der Jürgen Ponto-Stiftung 2000; ZDF aspekte-Literaturpreis 2000
© privat
Reinhard Kaiser-Mühlecker wurde 1982 in Kirchdorf an der Krems geboren und wuchs in Eberstalzell, Oberösterreich, auf. Er studierte Landwirtschaft, Geschichte und Internationale Entwicklung in Wien.
Werke
Romane
Der lange Gang über die Stationen, Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 2008
Magdalenaberg, Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 2009
Wiedersehen in Fiumicino, Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 2011
Roter Flieder, Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 2012
Schwarzer Flieder, Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 2014
Bühnenstücke
Die Therapie. Ein Stück, Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 2011
Literaturpreise und Auszeichnungen
Literaturpreis des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft 2014,
Österreichischer Staatspreis outstanding artist award 2013,
Kunstpreis Berlin für Literatur 2013,
Buch.Preis 2009
, Stipendium des Literarischen Colloqiums Berlin 2009,
Aufenthaltsstipendium im Künstlerhaus Schloss Wiepersdorf 2009
, Österreichisches Staatsstipendium für Literatur 2008
, Hermann-Lenz-Stipendium 2008,
Stipendium des Herrenhauses Edenkoben 2007,
Literaturförderpreis der Jürgen-Ponto-Stiftung 2007
, Werkstattstipendium der Jürgen Ponto-Stiftung 2006
Reservierung wird empfohlen.
Eintritt: 7 €
ermäßigt: 5 €
(Mitglieder Freundeskreis, Schüler, Studenten und mit Behindertenausweis)