- 26.11. KONZERT
- 14.11. LESUNG
- 30.10. KONZERT
- 10.10. AUSSTELLUNG
- 10.10. KONZERT
- 28.8.Theater im Keller
- 1.8. Lesungen
Pressestimmen
Christine Sohn spielt GOETHE. FAUST. Der Pakt.
Liebe zum Wort
Nur mit ihrer Stimme interpretiert Christine Sohn diesen ersten Teil von „Faust I“ auf beeindruckende Weise. 2608 Verse, vom ‚Prolog im Himmel’ bis zur ersten Begegnung von Faust mit Gretchen deklamiert die Schauspielerin auswendig. Fürwahr ein Stoff, bei dem man aus dem Vollen schöpfen kann. Die Atmosphäre ist intim. Über zwei Stunden hängt das Publikum gebannt an den Lippen der Schauspielerin. Dabei verfällt Sohn nie ins Klischee. Die Zecher in Auerbachs Keller etwa glucksen und lallen wie zu erwarten, trotzdem gelingt es ihr aber, jedem von ihnen einen individuellen Charakter zu verleihen. Und auch die Protagonisten selbst zeichnet sie als mehrdimensionale Persönlichkeiten. Mephisto ist nicht jener dämonische Verführer à la Gustav Gründgens, der in jeder Situation die Oberhand behält. Bei Sohn scheint sich Faust ab und an über seinen teuflischen Partner lustig zu machen. Bei ihr hört man genau zu. Und man hört anders. Ihre Interpretation ist eine Liebeserklärung an das sprachliche Kunstwerk. Die Verse, die längst zu geflügelten Worten geworden sind, bekommen bei ihr ihre ursprüngliche Ausdruckskraft zurück.
NRZ 26. 001. 2009
Ein Neuer Blick auf Goethes ‚Faust’
Auf den Tag genau ist es 180 Jahre her, dass die Uraufführung von Goethes ‚Faust I’ am 19. Januar 1829 in Braunschweig über die Bühne ging, da sitzt die Schauspielerin Christine Sohn temperamentvoll gestikulierend im Mülheimer Theater an der Ruhr und spricht über ihr eigenes Faustprojekt. Sie spielt alle 37 Rollen in Personalunion allein auf der Bühne. Was von manchen als wahnwitzig bezeichnet wird, darin sieht sie ihre große Chance, diesen Brocken der Menschheitstragödie mal ganz anders, höchst provokativ zu interpretieren. Denn sie habe entdeckt, „dass Goethe mit dem ‚Faust’ auch ein saukomisches Stück gemacht hat.“ Sven Schlöttke von der künstlerischen Leitung findet es eine spannende Arbeit. Dabei komme der Text zu seinem Recht und werde nicht von einer Interpretationsmaschine vergraben. Christine Sohn hat sich an die Textfassung gehalten. Dreht sich der ‚Faust’ üblicherweise um ein Intellektuellen-Drama, darf das Publikum auf eine Inszenierung aus völlig neuer Perspektive gespannt sein.
WAZ 22. 01. 2009
Der Pakt mit dem Teufel
Mit ihrer einzigartigen Inszenierung des Klassikers hat die Schauspielerin (und Autorin) Christine Sohn für Begeisterung im ‚Hundertmeister’ gesorgt. Ein Tisch, ein Becken zur musikalischen Unterstützung und ein Stuhl schufen ein schlichtes Bühnenbild, in dem Christine Sohn den ersten Teil der Reise ‚vom Himmel durch die Welt zur Hölle’ mit allen ihren Figuren vortrug. Christine Sohn verlieh dabei jeder Person mit ihrem kraftvollen Ausdruck und einer hervorragenden Gestik einen eigenen Charakter. Durch die Fokussierung auf sie als Schauspielerin und ohne den Platz zu verlassen, schaffte sie, das Publikum in den Bann des Textes und den Verlauf der Geschichte zu ziehen. „Viele Stellen des Stücks kamen intensiver zur Geltung, als wenn mehrere Schauspieler gespielt hätten“, sagte eine begeisterte Zuschauerin. Dieser Faust-Abend war unterhaltsam und machte nachdenklich. Hervorragend!
Rheinische Post 11. 10. 2008
Faust als Ein-Personen-Stück
35 Figuren, eine Schauspielerin. Christine Sohn hat sich viel vorgenommen für ihre Faust-Premiere. Den Pakt, also den ersten Teil des ersten Teils von Goethes Klassiker will sie allein und ungekürzt auf die Bühne bringen. Nur unterstützt von Tisch, Stuhl und Becken. Denn der ‚Faust’, das habe ja schon der große Dichter Goethe gesagt, sei ja eigentlich ein dramatisches Gedicht, also sei das mit den 35 Figuren, von denen manche sehr klein seien, kein Problem. „Das funktioniert“, ist Sohn überzeugt. Überzeugt ist sie auch, dass man den ‚Faust’ zurückerobern muss von den Germanisten, den Gelehrten: „Ich will gegen den Nimbus spielen“. Denn eigentlich sei dieses Sinnbild deutschen Kulturguts nicht nur die Auseinandersetzung mit einer intellektuellen Krise, wie sie in den großen Inszenierungen immer wieder hervorgehoben werde, sondern ein Stück mit Elementen des Volkstheaters.
„Ein packender Text mit einer Sprache, die man gut kommunizieren kann“, findet Christine Sohn. Allein schon deshalb, weil sie auf der Bühne die magischen Momente spielen kann, die sonst häufig gestrichen werden, ist der ‚Faust’ in ihren Augen kein Stück des verstaubten Bildungsbürgertums, sondern eigentlich ein ‚Kracher’, den es sich lohnt, näher kennenzulernen. „Jeder weiß was über den ‚Faust’, hat eine Meinung“, hat sie bei diesem Projekt festgestellt. Aber die wenigsten hätten den ‚Faust’ wirklich gelesen. Zu abschreckend. Das will sie ändern mit ihrer Inszenierung. Also lädt sie alle zum ‚Faust’ ein. Und das 200 Jahre, nachdem der Klassiker in Druck gegangen ist.
Der Westen online
Sohn spielt alle Rollen
Sie wolle den vor genau 200 Jahren in Druck gegebenen Text von den Fachleuten für die Allgemeinheit zurückerobern, von seinem Nimbus als ‚schwierig und unverständlich’ befreien, betonte die in Duisburg lebende Schauspielerin gegenüber der Presse. „Das ist ein verständlicher, volkstümlicher, packender, teils sogar komischer Text“, ist sie sicher. In den meisten Inszenierungen geht es um die intellektuelle Krise, bei Christine Sohn steht jedoch die Magie im Vordergrund. Schließlich lautet einer der erste Sätze des Titelhelden: „Drum hab ich mich der Magie ergeben.“ Oder in den Worten der Darstellerin: „Der Typ will eigentlich zum Theater!“
RP ONLINE 16.10.08
Sicher durch das Text-Meer
Ein Tisch, ein Stuhl, ein Becken. Mehr braucht Christine Sohn nicht, um in zwei Stunden fast den gesamten ersten Teil von Goethes ‚Faust’ zum Leben zu erwecken. Jenseits ermüdender Deutschunterrichts-Bemühungen erstehen über 2500 Verse und 35 Rollen plastisch vor den Augen der gebannten Zuschauer im Theater Tiefrot, obwohl sich die vom Theater an der Ruhr bekannte Schauspielerin noch nicht einmal vom Stuhl erhebt. Vom ‚Prolog im Himmel’ über den Osterspaziergang bis zu Fausts erster Begegnung mit Gretchen spannt sie den Bogen, bevölkert die kleine Bühne mit einer Fülle imaginärer Figuren, die einzig durch Diktion, Mimik und Gestik Profil erlangen. Der Tusch auf dem Becken und ein paar entrollte Tapetenbahnen mit Schauplatzhinweis geben knappe szenische Orientierungshilfe, bevor sich die Schauspielerin wieder in ihr Text-Meer stürzt. Dabei erliegt sie keinen Moment der Versuchung des weihevollen Pathos, sondern gewinnt dem Weltgedicht eine erstaunliche Frische und Unmittelbarkeit ab. Ihr Faust, zunächst ein missmutiger verbitterter Wüterich, findet schließlich im Pakt mit dem aalglatt argumentierenden Mephistopheles zu visionärem Feuer und neuem Lebenssinn – fesselnd gestaltete Szenen von eleganter Dialektik.
Ihren dramatischen Höhepunkt setzt Sohn bei den Zechern in Auerbachs Keller in Leipzig, wo sie bei der Charakterisierung der berauschten Typen, Mephistos Zaubertricks und dem entfesselten Inferno der Hexenküche alle Register ihrer kunstvollen Gestaltungskraft ziehen kann. Bemerkenswert zudem, wie viele komische Elemente sie in den Textbergen aufspürt, die ohne die Ablenkung szenischer Aufbereitung einzig durch die virtuose Beherrschung der Sprache umso besser zur Geltung kommen.
Auch wenn man zu Beginn des ehrgeizigen Unterfangens vielleicht skeptisch gewesen sein mag: die zwei Stunden vergingen wie im Flug und machten an den beiden Abenden im Theater Tiefrot einmal mehr deutlich, wie glücklich sich Dichtkunst und Schauspielkunst annähern können.
Kölner Kultur 13. 04. 2010