Ferenc Kontra
Biografie:
Ungarischer Schriftsteller aus Kroatien. Ferenc Kontra wurde 1958 in Darázs, einem kleinen Dorf in der Nähe von Eszék (Osijek) im Nordost Kroatiens geboren. Hier spielt auch sein erster Roman Drávaszögi keresztek („Drauwinkler Kreuze“, 1988), in dem er die Familiengeschichte der Mutter erzählt. Die Grund- und Mittelschule besuchte Kontra in seiner Heimat Kroatien, danach setzte er seine Ausbildung in Ungarn fort. Er besuchte das renommierte Lajos-Nagy-Gymnasium in Pecs. Später hat er die Geschichte der über die Grenze pendelnden Internatsschüler in seinem Roman Gimnazisták („Gymnasiasten“, 2002) verewigt, der vor dem Hintergrund des Kádár- und Tito-Regimes der siebziger Jahre spielt. Der Roman wurde in Ungarn zu einem großen Erfolg und gehört heute zur Pflichtlektüre an den Mittelschulen. Kontra studierte an der Universität Szeged Englische und Ungarische Philologie, kehrte anschließend nach Kroatien zurück und arbeitete ab 1983 in der Kulturredaktion der Osijeker Wochenzeitung Magyar Képes Ujság (Ungarische Illustrierte). 1987 zog er nach Novi Sad (Serbien) und war bis 1991 bei der anerkannten Zeitschrift Új Symposion (Neues Symposion) tätig. Dann wechselte er zur Feuilletonredaktion der dortigen Tageszeitung Magyar Szó (Ungarisches Wort). Heute ist er stellvertretender Chefredakteur dieser Zeitung und Herausgeber der wöchentlichen Literaturbeilage. Seit 1987 lebt er in Novi Sad (ehemals Jugoslawien, heute Serbien).
Publikationen:
Sein erster Gedichtband Jelenések („Offenbarungen“) erschien 1984 in Osijek. Eine breitere Anerkennung fand er mit seinem zweiten Lyrikband Fehér tükrök („Weiße Spiegel“, 1986), der mit dem Sinkó-Preis ausgezeichnet wurde. In den folgenden zwanzig Jahren schrieb er dann vor allem Prosa und veröffentlichte sieben Novellenbände und sechs Romane in ungarischer Sprache. Seine Erzählungen wurden ins Deutsche (Wolkenbruch, Vaters Erdkunde), Englische (River of No Return), Polnische (Geografia mego ojca, Zabójstwo z powodu jogurtu, Oberwanie chmury), Rumänische (Cine a injunghiat cainele in Messkirch?), Französische (La passé est terminé – Il n’y a pas d’historie) und Serbische (Svetlosna kazuistika, Nigde na svetu) übersetzt.
Preise und Auszeichnungen:
In der Woiwodina zeichnete man seine Novellensammlung Nagy a sátán birodalma („Groß ist das Reich des Satans“, 1991) mit dem Szirmai-, der Prosaband Gyilkosság a joghurt miatt („Mord wegen des Joghurts“, 1998) mit dem Híd-Preis aus. Beide Bände führen den Leser zu den öffentlichen und privaten Kriegsschauplätzen des jugoslawischen Zusammenbruchs und rücken dabei besonders das wenig beachtete Schicksal der zwischen die Fronten geratenen ungarischen Minderheit in den Blick.
Ein Stipendium des Budapester Urheberrechtsverbandes Artisjus erhielt Kontra 1995 für den Prosaband Úgy törnel el („So zerbrechen sie“). Die darin enthaltene Erzählung Apa helyén („Auf Vaters Platz“) diente als Vorlage für ein gleichnamiges Fernsehspiel. 2001 gewann Kontra in der Woiwodina den 1. Wettbewerb Ungarischer Dramatiker. Als Stipendiat des Herrenhauses Edenkoben (Rheinland-Pfalz) schrieb er an dem Essayroman A kastély kutyái („Die Hunde vom Schloß“, 2003). Auch sein bislang letzter Roman Wien, a sínen túl („Wien jenseits der Gleise“, 2006), der ein Gastarbeiterschicksal schildert, ist wie alle Werke Kontras autobiographisch geprägt. In Ungarn trug ihm das Buch den Leserpreis der Zeitschrift Elle ein.
Ferenc Kontra
www.KontraFerenc.com
Juror:
György Dalos
Förderer:
Freundeskreis Herrenhaus